Presseamt beim Ministerrat der DDR
Hunderttausende demonstrierten 1989 für demokratische Veränderungen in der DDR, Zehntausende flüchteten. Reisefreiheit war eine der zentralen Forderungen. Seit dem Bau der Berliner Mauer 1961 waren die Ostdeutschen im eigenen Land eingesperrt. Im November 1989 musste die Führung der kommunistischen Staatspartei SED erkennen, dass die Situation unhaltbar geworden war.
Am späten Nachmittag des 9. November 1989 begann in der Mohrenstraße 36/37 jene Pressekonferenz, die dem Mauerfall voranging. Die SED-Führung wollte ein neues Reisegesetz ankündigen, um die anhaltende Massenflucht und die Proteste einzudämmen. Eher beiläufig gab Regierungsvertreter Günter Schabowski vor den internationalen Medien eine neue Reiseregelung bekannt. Die Pressekonferenz wurde im DDR-Fernsehen live übertragen. Das Westfernsehen meldete in den Hauptnachrichten eine Stunde später: „DDR öffnet Grenze“.
Daraufhin fanden sich Ostberliner an den innerstädtischen Grenzübergangsstellen der Berliner Mauer ein. Es wurden immer mehr. Sie drängten das überraschte Grenzpersonal, die neu verkündeten Reisemöglichkeiten sofort zu gewähren, und erzwangen noch am selben Abend die Öffnung der Mauer. Zuerst wurde der Grenzübergang Bornholmer Straße freigegeben, bis Mitternacht alle weiteren Grenzübergänge der Stadt. Nach 28 Jahren waren jene Grenzen überwunden, die Berlin, Deutschland und Europa teilten.