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Kollekte für die Abmahnanwälte der Kirche! Auf dem Kirchentag!
Dieser kleine Aufkleber "Schwerter zu Pflugscharen" erregt großes Aufsehen, nachdem bekannt wurde, daß ein Subunternehmen der Ev. Kirche sich vor 10 Jahren die Markenrechte daran gesichert hat und nun anfängt abzumahnen: erstmalig kostet es 1822,96 Euro, danach 500 Euro Vertragsstrafe pro Aufkleber. Getroffen hat die erste Abmahnung dieser Art einen Kleinverlag aus der Niedersächsischen Provinz, also weit ab von Leipzig und solchen Orten, wo vielleicht mit Protest zu rechnen wäre. Der subkulturelle Packpapierverlag* aus Osnabrück, den man sonst von Hippiefestivals und Ostermärschen kennt, hat einige nette Aufkleber im Angebot, aber leider nicht mehr "Schwerter zu Pflugscharen", es sei denn, die Kollekte auf dem Kirchentag reicht für diese Abmahnzockerei. Ich* werde nämlich am Wochende beim Kirchentag sein und versuchen zu sammeln.
Inzwischen hat sich die Geschichte auch rumgesprochen, einige Freunde und engagierte Leute haben es weitergesagt und weitergeschrieben und auch mir geschrieben, bin schon ganz gerührt, aber eigentlich gehts nicht um unsern Verlag, sondern um die Identität sehr vieler Menschen, für die dieses Symbol mit ihrem Leben verbunden ist. Aus Hamburg schrieb mir jemand, daß er 1983/84 wegen des Aufnähers auf seinem Parka einen Tadel mit Androhung des Schulverweises erhalten habe, und dann mußte er noch den Schneider bezahlen, der seinen Aufnäher entfernt hat - er zweifelt nun an der moralischen Integrität kirchlicher Organisationen.
Aus Berlin schrieb mir jemand, der zum Kirchentag kommen will: Was der Vopo nicht gelang, soll einer westdeutschen Anwaltskanzlei erst recht nicht gelingen! Das hoffe ich auch! Ein anderer schrieb mir: Max Weber hatte eben doch Recht, Kapitalismus und Protestantismus bedingen einander! Gut, aber soweit würde ich nicht gehen, Sombart machte eine andere Religion für den Kapitalismus verantwortlich, was ich mit Braudel für ebenso spekulativ halte, denn in der aktuellen Situation erweisen sich Gesellschaft und Institutionen ganz allgemein vom neoliberal-kapitalistischen Geist durchdrungen. Das geht vom militaristischen Jargon einer Familienaufstellung in diakonischen Sozialeinrichtungen bis zum Outsourcing der Seelsorge (einschließlich Friedensarbeit) an angeblich gemeinnützige Dienstleister wie ÖFD und AGDF, deren Finanzen und Aktivitäten vermutlich mit Absicht verschachtelt und undurchsichtig sind, was aber nichts daran ändert, daß hunderte Mitarbeiter mit ihrer Existenz daran hängen und die "Erlöse (der AGDF) aus dem Verkauf von Produkten bzw. Materialien" mit echten Geld bezahlt werden müssen.
Unsere inkriminierten Aufkleber "Schwerter zu Pflugscharen" stammen aus den 90er Jahren vom Arbeitskreis Umwelt Baumberge, mit deren Erlös die Antiatomarbeit bezahlt wurde - wie brisant der Zusammenhang zwischen Atomindustrie und Kriegsgefahr ist, wird allgemein bekannt sein. Vertrieben wurden die Aufkleber zuerst vom Umweltzentrum Münster, von dem wiederum der Packpapierverlag, also wir, sie übernommen haben. Vermutlich sind die Aufkleber inzwischen in Westdeutschland genauso verbreitet wie in Ostdeutschland, bei uns hängt er an der Wohnungstür. Aber haben wir jetzt das Symbol der Friedensbewegung an unsrer Wohnungstür oder das Markenzeichen der AGDF? Wenn es denen gelingen sollte sich durchzusetzen, werden viele Friedensfreunde an dem Sinn dieses Friedenssymbols zweifeln und es vielleicht von ihren Rädern, Autos und Wohnungstüren abkratzen. Durch diesen Markenschutz werden alle ins Unrecht gesetzt, die das Symbol bislang unabhängig von der protestantischen Friedensvereinigung benutzt haben, seien es Katholiken, Atomkraftgegner oder pazifistische Atheisten.
Herrmann Cropp www.packpapierverlag.de
Anmerkung der Redaktion:
Die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) hat folgende Erklärungen zum Thema abgegeben.
Anwaltsschreiben der AGDF an Herrn Cropp:
http://revolution89.de/fileadmin/user_upload/pdf/Ausstellung/Blog/
Anwaltsschreiben_an_Herrmann_Cropp.pdf