Michael Succow

geboren 1941 in Lüdersdorf (Mark Brandenburg)

Wanderprediger für den Naturschutz – so wird er oft genannt. Das Bild trifft es gut. Seine Vision vom Leben in Eintracht mit der Natur hat Michael Succow in die entlegensten Winkel der Welt geführt. Kurz vor dem Ende der DDR gelang dem Naturschutzpionier so etwas wie ein kleines Wunder: In seiner kurzen Amtszeit als stellvertretender Umweltminister legte er den Grundstein für die ersten Nationalparks Ostdeutschlands.

Michael Succow wuchs auf einem Bauernhof am Rande des Oderbruchs auf. Schon als Zehnjähriger hatte er nach der Schule die Schafe zu hüten und entdeckte dabei seine Leidenschaft für Landschaft und Natur. Nachdem seine Eltern 1960 unter Zwang der LPG beigetreten waren, durfte Succow an der Universität Greifswald Biologie studieren. Als er sich 1968 jedoch weigerte, ein Schreiben gegen den Prager Frühling zu unterzeichnen, war seine wissenschaftliche Karriere erst einmal beendet. Der Diplom-Biologe hatte sich in der sozialistischen Produktion zu bewähren und arbeitete in einem Meliorationskombinat, wo er Standorte für die intensive Landwirtschaft erkunden musste.

Erschüttert von der Umweltzerstörung durch die industrielle Agrarproduktion, gehörte er zu einer Gruppe kritischer Wissenschaftler, die früh vor der Vernichtung der natürlichen Lebensgrundlagen warnten. In der Hoffnung, den Umweltschutz auch auf politischer Ebene voranzubringen, engagierte sich Succow in der Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR, einem staatlich zugelassenen Sammelbecken ehrenamtlich tätiger Naturschützer, und wurde 1986 Abgeordneter der Volkskammer für die Blockpartei LDPD. Bis 1990 gehörte er dem Ausschuss für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft an. Bei aller fachlichen Kritik war Succow damit zwangsläufig Träger des Systems. Die Rückkehr an eine Universität wurde ihm allerdings kontinuierlich verwehrt. In der Endphase der DDR arbeitete der inzwischen international gefragte Bodenkundler vornehmlich in Äthiopien in landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten.

Succow wollte Veränderung mitgestalten. Deshalb willigte er ein, als er Anfang 1990 auf Drängen der Bürgerbewegung die Chance bekam, stellvertretender Umweltminister in der Modrow-Regierung zu werden. Am 15. Januar trat er sein Amt an. Binnen weniger Wochen brachte er mit seinen Mitstreitern das Nationalparkprogramm zu Papier, das über Jahre in den Köpfen von Umweltschützern gereift war. Der DDR-Ministerrat verabschiedete das Konzept in seiner letzten Sitzung im März 1990. Damit standen über Nacht riesige Areale unter Schutz, insbesondere ehemalige Truppenübungsplätze, der innerdeutsche Grenzstreifen und Staatsjagdgebiete von Rügen bis in die Rhön. Ein großer Teil dieser Schutzflächen wurde später im Einigungsvertrag festgeschrieben.

Nach Differenzen mit dem neuen Umweltminister der ersten frei gewählten DDR-Regierung legte Succow im Mai 1990 sein Amt nieder. Michael Succow hatte im Herbst 1989 auf einen dritten Weg gehofft, weil er die Wachstumsideologie des Westens für zerstörerisch hielt. Als diese Hoffnung zerbrach, zog er sich aus der Politik zurück. 1992 übernahm er den Lehrstuhl für Geobotanik und Landschaftsökologie an der Universität Greifswald und widmete sich besonders dem Schutz von unberührten Landschaften des Ostens. Noch heute reist der emeritierte Professor häufig in die einstigen Ostblockstaaten, die Mongolei, nach China und nach Äthiopien, wo die von ihm gegründete Michael Succow Stiftung den Aufbau von Schutzgebieten begleitet. Für sein Engagement erhielt er das Bundesverdienstkreuz und 1997 den Alternativen Nobelpreis.

Ilona Schäkel

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