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Wie die Stasi-Zentrale zum Schauplatz der Revolution wurde
Warum entsteht eine Ausstellung zu Revolution und Mauerfall ausgerechnet dort, wo die gefürchtete Geheimpolizei der DDR, die Staatssicherheit, ihren Sitz hatte? Die Stasi sicherte die Macht der kommunistischen SED-Diktatur. Von der Zentrale in Ost-Berlin aus wurden die Überwachung der DDR-Bevölkerung und die Unterdrückung von Regimekritikern organisiert. Krampfhaft versuchte die letzte DDR-Regierung unter SED-Führung ihre Geheimpolizei zu erhalten − bis Demonstranten 1990 das Gelände stürmten.
Die Stasi-Zentrale wird besetzt
„Macht das Tor auf, macht das Tor auf!“, skandieren Tausende, die sich am frühen Abend des 15. Januar 1990 vor dem grauen Stahltor der Stasi-Zentrale drängen. Sie sind einem Aufruf der Bürgerbewegung Neues Forum gefolgt.
Zwei Monate zuvor war die Mauer gefallen. Doch die Stasi existierte weiter und setzte alles daran, die Spuren ihres verbrecherischen Tuns zu vernichten. Akten wurden geschreddert, zerrissen, verbrannt. Im Dezember 1989 hatte eine Handvoll Bürgerrechtler in Thüringen und Sachsen begonnen, die Dienststellen der Stasi in den Bezirken zu besetzen. In die Ostberliner Zentrale aber gingen die Mitarbeiter des Amts für Nationale Sicherheit, wie die Stasi nun hieß, noch Anfang 1990 ungehindert ein und aus.
Als der Ministerpräsident der DDR, Hans Modrow, die Idee durchsetzen will, einen neuen Geheimdienst in der DDR zu schaffen, rufen Bürgerrechtler zur Demonstration in Lichtenberg auf. Mit Kalk und Mauersteinen sollen die Zugänge zum Gelände symbolisch zugemauert werden. Wenig später stehen die Tore offen, Demonstranten strömen in den menschenleeren Komplex.
Bis heute ist umstritten, wer beim „Sturm auf die Stasi-Zentrale“ Regie führte – Demonstranten oder Stasi-Offiziere. Die Vernichtung der Akten ging auch nach der Aktion weiter. Doch die SED verlor an diesem Tag endgültig ihre wichtigste Machtbasis.
Kampf um die Stasi-Akten
Im September 1990 ist die Stasi-Zentrale noch einmal Schauplatz von Protestaktionen mit landesweiter Ausstrahlung. Bürgerrechtler, unter ihnen Tom Sello, der Projektleiter der neuen Ausstellung, besetzen das Stasi-Akten-Archiv auf dem Gelände. Anlass ist der Plan der beiden deutschen Regierungen, die Akten der DDR-Geheimpolizei für mindestens 30 Jahre zu schließen.
Einen Monat lang verbarrikadieren sich 26 Besetzer im Bürotrakt des Stasi-Akten-Archivs, treten in Hungerstreik, andere errichten eine Mahnwache vor den Toren des Areals in der Ruschestraße. Ihre Forderungen: Die Öffnung der Akten für Opfer der Stasi soll in den Einigungsvertrag aufgenommen werden, Rehabilitierung der Opfer sowie öffentliche Aufarbeitung der Stasi-Vergangenheit. Mit ihrer Protestaktion tragen sie dazu bei, dass erstmals in großem Umfang Akten einer Geheimpolizei geöffnet werden.
Mit diesen beiden Aktionen wurde die Stasi-Zentrale 1990 zu einem wichtigen Schauplatz der Freiheitsrevolution wie des Demokratisierungsprozesses in der DDR. Mehr über das Thema erfahren Sie ab Sommer 2016 in der neuen Open-Air-Ausstellung "Revolution und Mauerfall" und hier auf der Website in den Rubriken Die Stasi muss weg und Die Akten gehören uns.